Anlässlich unseres Hochzeittages sind wir im Juli für einen Kurzurlaub zum Schauplatz des Geschehens zurück gekehrt: und zwar auf den wunderschönen Ferienhof Fattoria Antognoni im Valdarno in der Toskana. Hier hat man uns vor sechs Jahren unsere italienisch familiäre Traumhochzeit genauso ausgerichtet, wie wir sie uns immer erträumt hatten! Damals hat es am besagten Tag zwar aus allen Kübeln geschüttet, und auch dieses Mal hat sich das Wetter nicht immer von seiner besten Seite gezeigt. Die authentische Schönheit des toskanischen Anwesens und die spontane Gastfreundschaft der Inhaberin Carla sind jedoch mehr als ausreichend, um aus jedem Aufenthalt ein einmaliges Erlebnis zu machen!
Im Vorfeld hatte ich einen familienfreundlichen Reiseplan ausgetüftelt, der die Bedürfnisse von Groß und Klein miteinander aussöhnen sollte. Somit stand für die beiden Vormittage unseres Wochenendes der Besuch der nahen Provinzhauptstadt Florenz auf dem Programm. Ziel des Unternehmens: Wir Eltern würden unseren Kulturdurst stillen und die Youngsters dabei spielerisch mit dem künstlerischem Erbe Italiens vertraut machen. Die Nachmittage sollten hingegen exklusiv dem Austoben von angestauten Energien, sei es beim Planschen im Swimmingpool oder beim Auskundschaften des riesigen Hofareals gewidmet sein. Aufgrund der Launen von Wetter und Kindern haben wir am Ende zwar nicht das gesamte Programm „abarbeiten“ können. An Spaß hat es uns dabei jedoch bestimmt nicht gefehlt 😉
Samstag, „Operation Uffizien“
Ihr lest richtig: der erste Tag hält für uns tatsächlich den Besuch in einem der berühmtesten und wohl auch größten Museen der Welt bereit…und das mit zwei Kindern unter zehn Jahren im Anhang, darunter „Mr. Wo-kann-ich-mich-am-besten-verstecken“ alis Little Jack und noch nicht einmal 4 Jahre alt! Wahnwitzig? Vielleicht, aber wir wollen es einfach wissen! Der blitzaubere Himmel beim Aufwachen verspricht nur Gutes für den ersten Tag und somit machen wir uns voller Tatendrang auf den Weg. Wir wählen dabei den Zug für die heutige Anfahrt nach Florenz, zur Riesenfreude unseres Juniors. Mit seinen zarten 3 ist er nämlich bereits verrückt nach allem, was sich auf Rädern fortbewegt. Außerdem ist die Ankunft am florentinischen Hauptbahnhof Santa Maria Novella für unsere heutige Tour extrem praktisch. In gerade mal 15 Fußminuten erreicht wir von hier bequem den Museumskomplex der Uffizien und lassen auf dem Weg die hauptsächlichen Attraktionen der Stadt an uns vorbeiziehen (siehe Karte).
An den Uffizien angekommen, stellt sich heraus, dass wir trotz unserer auf www.musement.com/it in elterlicher Voraussicht erstandenen „VIP-Tickets“ dennoch in der „VIP-Schlange“ anstehen müssen! Glücklicherweise ist diese jedoch deutlich kürzer als jene für normal sterbliche Kunstliebhaber!!! Wir bewaffnen uns also mit einem Extravorrat an Geduld und antworten abwechselnd auf die unvermeidliche Frage mit der wir für die nächste halbe Stunde im Zweiminuten-Takt bombardiert werden:“Wie laaaaaaange dauert das nooooooooooooooch????“
Um Luna auf ihre erste Begegnung mit der weltbekannten Galerie vorzubereiten, handelten die Gute-Nacht-Geschichten der vorhergehenden Abende von den malenden „Superstars“ der Renaissance und natürlich vom Hauptwerk der Ausstellung: die wunderschöne Venus von Botticelli….die auf einer Muschel surft, WWWOOOWWW!
Für unseren Uffizienbesuch haben wir uns das Buch „Die Galerie der Uffizien in Florenz“ (B.Conti, M.L. Guarducci, S. Mascalchi), empfohlen auf www.kidsarttourism.com für Kinder ab 6 Jahren, zugelegt. Wer gerne tiefer in die italienische Kunstgeschichte einsteigen möchte, kann hier auch kinderfreundliche Privatführungen in vielen Sprachen reservieren.
Das Buch soll beim Museumsbesuch anhand von 18 ausgesuchten Werken den kleinen Besuchern die Geschichte der italienischen Malerei näher bringen. Uns überzeugt der kinderfreundliche Museumsführer jedoch nicht wirklich. Sowohl die schematische und wenig spannende Herangehensweise an die Bilder, als auch die temporäre Umstellung der Ausstellung machen den Führer für uns ziemlich unbrauchbar. Es fehlt nämlich jegliche Übereinstimmung zwischen den hier angegebenen Räumen und der tatsächlichen Position der Bilder. Was somit als Jagd auf die berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte angedacht war, entpuppt sich für uns als die Suche im Heuhaufen nach Venus&Co.
Glücklicherweise gelingt mir, dank einem Magisterabschluß in Kunstgeschichte, die spontane Improvisation vor den jeweiligen Werken. Mit möglichst einfachen Worten und indem ich die Hintergründe so bunt wie möglich ausschmücke, versuche ich meinen Kindern die grundlegenden Prinzipien in der Geschichte der Kunst von den Byzantinern bis zum Barock schmackhaft zu machen…
„Mama, warum liegt die Frau da nackt im Bett?“
„Das ist noch eine Venus von einem Künstler, der Tizian hieß. Und wie auch bei Botticellis Venus, wollte der Maler vor allem ihren schönen nackten Körper zeigen.“
„Muss die Venus mal Pipi machen?“
„Wieso mein Schatz?“
„Weil sie sich die Mumu zuhält!“
„..ähm nein…sie hält wohl ihre Hand dort, um nicht allen ihre „Mumu“ zu zeigen…“
„Und warum hat sie dann nicht einfach eine Unterhose angezogen?“
„äääääähhhhm….Schaut mal das schöne Stillleben da hinten…!!!“
Das aufrichtige Interesse meiner Kinder erfüllt mein mütterliches Herz mit Stolz! Den kursierenden Vorurteilen bezüglich des „richtigen“ Alters, um unseren Nachwuchs an die Malerei heranführen zu können, nimmt unser Experiment eindeutig die Luft aus den Segeln. Wie man sieht, reichen bereits kindliche Neugierde und Spontanität, um auf ihnen die Liebe zur Kunst und ihren verschiedenen Ausdrucksformen zu sähen…oder so ähnlich 😉
Am Ende können wir unsere „Operation Uffizien“ somit doch noch als Erfolg verbuchen. Und das auch weil die Rangliste der bevorzugten Disney-Prinzessinnen meiner Tochter an diesem Tag mächtig ins Wanken gerät. Zumindest für heute muss Rapunzel nämlich ihren Top-Platz an eine ganz andere, nicht minder kommerziell ausgeschlachtete, Langhaar-Ikone abtreten. Andächtig steckt Luna ihr neues Venus-Kit in den Rucksack, als kleine Belohnung für Geduld und Interesse! 🙂
Nach soviel Kultur sieht Mamas Sightseeing-Plan einen Pit-Stop im familien- und stillfreundlichen Andersen Family Café vor (siehe Karte, Via Borgo Santa Croce 21r, www.andersencafe.com). Hier gibt es gesunde und leckere Snacks für Groß und Klein und für so ziemlich jeden Geschmack. Die Spiel-Ecke für die kleinen Gäste, sowie die großzügigen Wickeltische und die frisch zubereiteten Breichen für die Jüngsten machen das Café zu einem idealen Snack-Point für reisende Familien.
Auf unserem Rückweg zum Bahnhof nehmen wir noch die weit angelegte Piazza vor der gotischen Basilika S. Croce (siehe Karte) mit. Wie überall in dieser Stadt lassen wir hier die feierliche Stimmung der florentiner Bauten auf uns wirken.
Wieder zurück in unserem schönen Feriendomizil, verbringen wir den Nachmittag mit ausgiebigen Planschen im Pool. Wir lassen den Tag schließlich auf der Terrasse der Osteria Masaccio in Cascia ausklingen, unser absolutes Muss bei jedem Besuch im Valdarno, und genauso beliebt bei den Einheimischen.
Das Lokal ist in eine malerische Platzanlage gleich neben der romanischen Kirche von Cascia eingebettet. Dieser ist das überschaubare Masaccio-Museum angegliedert. Kunstinteressierte können hier das Triptichon von San Giovenale des bahnbrechenden Künstlers bewundern. Das Ristorante bietet neben Pizza und typisch toskanischer Küche vor allem köstliche Fischgerichte an. Hier tun das Küchenteam und die Bedienung wirklich alles, um ihre Gäste glücklich zu machen!
Während Mama und Papa sich an ihrem göttlichen Caciucco (einer dicken typisch toskanischen Fischsuppe auf der Basis von Meeresfrüchten) gütlich tun, haut unserer Nachwuchs bei der Pasta derart rein, als hätte es monatelang nichts Essbares gegeben. Satt und zufrieden ziehen wir uns in unsere Ferienwohnung zurück und lassen uns schließlich von den Grillen in den Schlaf singen.
Meine familienfreundlichen links für Florenz und das Valdarno:
www.fattoria-antognoni.com
www.musement.com/it
www.kidsarttourism.com
www.andersencafe.com, Via Borgo Santa Croce 21r, Firenze
www.ristorantemasaccio.com, Piazza S. Pietro a Cascia n. 13, Reggello (Fi)
In Kürze könnt ihr im zweiten Teil meines Reisebericht nachlesen, wie unser toskanisches Wochenende ausgegangen ist… 🙂